Seit 2015 finden in dieser Region Untersuchungen der Goethe-Universität Frankfurt und der Universität Tübingen statt. Dabei führt das Team der Goethe-Universität, geleitet von Dr. Stephanie Döpper, einen archäologischen Survey, das heißt, eine Begehung und Geländeerkundung der Region durch, um einen Überblick über deren Siedlungsgeschichte zu gewinnen. Die Untersuchungen der Universität Tübingen, geleitet von Dr. Conrad Schmidt, konzentrieren sich auf den frühbronzezeitlichen (ca. 3100-2000 v. Chr.) Fundort al-Khashbah.
Der archäologische Survey der Goethe-Universität soll in einem etwa 30 x 30 km großen Gebiet um die moderne Stadt al-Mudhaybi einen Überblick über die Besiedlungsgeschichte geben, indem alle archäologischen Strukturen in diesem Bereich kartiert werden. Als erster Schritt wurde auf Satellitenbildern nach potentiellen archäologischen Strukturen gesucht und diese 2019 vor Ort im Oman überprüft. Auf diese Weise konnten 1781 Strukturen aus den Satellitenbildern verifiziert werden, 534 nicht. Hinzu kommen 2174 Baustrukturen, die während des Surveys vor Ort neu entdeckt und aufgenommen wurden. Bei der großen Mehrheit aller Strukturen handelt es sich um bronzezeitliche Gräber. Im Jahr 2020 und 2021 wird das Untersuchungsgebiet systematisch in Nord-Süd-verlaufenden Bahnen abgegangen, die einen Abstand von 4 km zueinander haben. Alle dabei entdeckten Funde werden vollständig dokumentiert, um somit einen Überblick über die Verteilung von kleineren archäologischen Strukturen, die nicht auf den Sattelitenbildern zu erkennen sind, zu gewinnen.
Die archäologischen Untersuchungen in al-Khashbah fanden zwischen 2015 und 2019 statt. Schwerpunkt der Ausgrabungen waren zwei Monumentalgebäude, Gebäude I und Gebäude V, aus dem ersten Abschnitt der frühen Bronzezeit, der sogenannten Hafit-Zeit (ca. 3100-2700 v. Chr.). Gebäude V ist der bislang älteste Monumentalbau des Omans. Radiokarbonmessungen an Holzkohlen datieren das Gebäude in den Zeitraum um 3100 v. Chr. Es besitzt eine kreisrunde Hauptmauer aus Stein mit einem Durchmesser von 25 m. Durch tausende Fragmente von Schmelztiegeln sowie Schlacke und Kupferspritzer konnte nachgewiesen werden, dass es hier schon zu Beginn des 4. Jahrtausends v. Chr. eine intensive Kupferproduktion gab. Beim Gebäude I handelt es sich um einen Komplex aus mehreren Lehmziegelgebäuden, die von großen Grabenanlagen umgeben sind. Die Ausgrabungen brachten vor allem Steinwerkzeuge und Abfälle von deren Herstellung sowie Perlen und Perlenrohlinge hervor. Diese Funde belegen, dass hier eine Reihe von handwerklichen Tätigkeiten ausgeübt wurde. Holzkohleproben datieren das Gebäude I auf 2800 v. Chr.
Eine Vielzahl an omanischen Schülerinnen und Schüler besucht die Ausgrabungsstätten.
Die Deutsch-Omanische Gesellschaft unterstützt diese Forschungen mit der Finanzierung einer Informationstafel in Arabisch und Englisch über die geschichtlichen Hintergründe.
Weitere Informationen: www.archaeoman.de
Für Studierende aller Fachrichtungen besteht die Möglichkeit, an den Ausgrabungen im Oman teilzunehmen.
Kontakt:
Dr. Stephanie Döpper
Johann Wolfgang Goethe-Universität
Institut für Archäologische Wissenschaften
Abt. I: Vorderasiatische und Klassische Archäologie
Norbert-Wollheim-Platz 1
60629 Frankfurt am Main
E-Mail: doepperem.uni-frankfurtde