Mein Schüleraustausch im Sultanat Oman
Seit mehreren Jahren unterstützt die Deutsch-Omanische Gesellschaft (DOG) den von ihr initiierten Schüleraustausch zwischen den Sabel-Schulen/München und der Ahmad bin Majed Private School in Maskat. Dabei handelt es sich um den ersten institutionalisierten Schüleraustausch zwischen der Bundesrepublik und einem arabischen Staat. Zum dritten Mal ist es jetzt mit Maximilian Holzinger (15) aus München einem deutschen Schüler gelungen, auf individueller Basis einen Schüleraustausch zu absolvieren. Er hatte alles privat organisiert, einschließlich der Sondergenehmigung des bayerischen Kultusministeriums.
Im März dieses Jahres war ich 4 Wochen im Schüleraustausch in Oman. Der Wunsch, genau in diesem Land eine Schule zu besuchen und bei einer Gastfamilie zu wohnen, ist über einen längeren Zeitraum gewachsen. 2013 verbrachte ich mit meiner Familie dort die Osterferien und schon damals hat mir das Land gut gefallen. Die Menschen sind alle sehr nett, freundlich und hilfsbereit. Ebenso haben mich die arabische Kultur und die Landschaft fasziniert. Wieder zurück in Deutschland, entschloss ich mich, die arabische Sprache zu erlernen. Mit einem Privatlehrer fing ich an, mich mit der arabischen Sprache zu beschäftigen. Zuerst lernte ich das Alphabet, dann das Schreiben und schließlich auch das Lesen. Um meine sprachlichen Fähigkeiten weiter zu vertiefen, wollte ich einen Austausch mit einer Schule im Oman machen. Leider gibt es in Deutschland bis dato nur eine Schule, welche diese Art von Schüleraustausch anbietet: die Sabel-Schule in München. Mein Vater trat deshalb an die Deutsch-Omanische Gesellschaft (DOG) in Berlin heran, um Unterstützung für einen privaten Austausch zu erhalten. Diese unterstützte uns in unserem Vorhaben durch Vermittlung von Kontakten und ermöglichte mir damit einen 4-wöchigen Austausch. Die DOG nahm Kontakt mit dem Schulleiter der Sabel Partnerschule auf, der sich sofort bereit erklärte, uns bei diesem individuellen Austausch zu helfen und eine Gastfamilie zu finden. Wir bereiteten gleichzeitig den Antrag für die Unterrichtsbefreiung in meiner Schule in Bad Tölz vor.
Um nicht zu viel Stoff zu verpassen, wählten wir einen Zeitraum, der die Osterferien und eine Praktikumswoche davor mit einbezog. Kurz nachdem die Genehmigung der Schule vorlag, bekamen wir auch die Nachricht, dass eine Gastfamilie gefunden worden sei. Es bedurfte eines Sonderantrags zur Schulbefreiung, da die Schulordnung einen solchen Austausch nicht vorsieht. Wir nahmen sofort Kontakt auf, und ich war mit meinem neuen „Mitschüler“ Jaiffer und seiner Familie Al Omairi danach fast jeden Tag in Verbindung, bis wir uns am Flughafen in Maskat endlich das erste Mal sahen.
Jaiffer ist 14 Jahre alt und der Älteste von 5 Geschwistern (Achmed 13, Sarah 11, Yarah 7, Azoz 4). Je näher der Abreisetermin rückte, desto größer wurden Freude und Aufregung. Aber ich hatte immer ein gutes Gefühl, da ich mich mit Jaiffer vom ersten Tag an gut verstand, und wir schon sehr viel Spaß hatten. Seine Familie hatte auch gleich Kontakt mit meinen Eltern, und wir verstanden uns alle gut. Gepackt war schnell, da es im Oman ja überwiegend sehr warm ist und ich die meiste Zeit auch im Dishdasha herumlaufen konnte. So hatte ich auch genug Platz für die zahlreichen Gastgeschenke aus Bayern.
Am Samstag, dem 05. März 2016, war es dann soweit. Ich stieg in den Air Oman-Flieger, und es ging los. Nach sechs Stunden Flug bin ich dann in Maskat um ca. 20.30 Uhr Ortszeit gelandet. Dort warteten schon Jaiffer und die Familie Al Omairi auf mich, und ich wurde sehr herzlich empfangen. Dann fuhren wir zu ihnen nach Hause, und sie zeigten mir alles. Ich fühlte mich gleich sehr wohl. Am nächsten Morgen mussten wir sehr früh aufstehen, da dort der Sonntag ja kein freier Tag ist. Der erste Tag in der Ahmad bin Majid School war sehr aufregend und lang. Diese 9. Klasse und die Lehrer nahmen mich sofort sehr freundlich auf.
Herr Abdulrahman, der für den Schüleraustausch verantwortlich war, kümmerte sich auch wohlwollend um mich. Es machte eine Menge Spaß in der Klasse. Ich habe auch individuellen Arabischunterricht bekommen, welcher sehr anstrengend war. Am Ende des Aufenthalts habe ich eine Prüfung mit Zertifikat abgelegt.
Der große Unterschied zwischen der omanischen und der deutschen Schule ist, dass der Unterricht länger dauert und jeden Tag immer dieselben Fächer gelehrt werden. Jaiffer und ich haben auch ein gemeinsames Projekt gemacht. Wir haben den Alltag im Oman und in Deutschland verglichen und darüber einen Vortrag vor den Mitschülern gehalten. Manchmal musste der Schulunterricht auch wegen starker Regenfällen und Überflutungen ausfallen. Die Familie Al Omairi hat auch viele Ausflüge mit mir unternommen. Als erstes haben wir den Souq Al Seeb besichtigt. Dort haben wir auch das Dishdasha gekauft, welches ich jeden Tag getragen habe. In der Nähe vom Souq befindet sich das Meer. Anschließend besuchten wir das Sultan’s Armed Forces Museum von Oman. Dieses ist auch interessant, und man kann sehr viel lernen über die historischen Ereignisse im Oman. Das erste Wochenende verbrachten wir in dem Heimatdorf der Eltern von Abdullah und Nadia. Der Weg dorthin führt bei Starkregen durch viele Wadis. In jenem Dorf konnte ich zum ersten Mal frische Kamelmilch trinken, diese war lecker. Wir besuchten an diesem Wochenende auch die anderen Großeltern auf ihrer Farm und Mein Schüleraustausch im Sultanat Oman gingen zur Abkühlung noch in einem Wadi schwimmen. Abends waren wir noch zu Gast auf einer Hochzeit.
Sehr beeindruckend war auch der Besuch der Sultan Grand Mosque. Das ist einer der friedlichsten Orte, die ich kenne. Dort bekamen wir eine Führung von Jaiffers Onkel. Er erklärte und zeigte uns viel. Ein schöner, aber auch ein touristischer Ort ist der Souq von Mattrah. Es ist einer der ältesten Märkte. Dort findet man viele Waren: Weihrauch, Gewürze, Parfüme und Duftöle. Mehrmals die Woche traf man sich auch mit den Onkeln zum Essen und Reden. Das zweite Wochenende verbrachte ich alleine in einem Camp in der Wahiba Wüste. Es war ein tolles Erlebnis, und ich konnte schöne Fotos machen. In der Wüste ritt ich auf einem Kamel und machte eine Quadtour. Was mir sehr gefallen hat, ist auf die Dünen zu laufen, weil man von dort oben eine super Aussicht hat. Mit den Cousins sind wir auch öfters in ein Strand-Ressort gefahren und haben dort Fußball gespielt und sind schwimmen gegangen. Das dritte Wochenende verbrachten wir in Rustaq. In dem größeren Ort gibt es Festungen, heiße Quellen und etwas außerhalb ein Wadi. Die Festungen sind interessant, und man kann sehen, welche Verteidigungsstrategien sie früher benutzten, wie z.B. brennendes Dattelöl auf die Angreifer zu gießen.
Ich habe in diesen 4 Wochen sehr viele Eindrücke gesammelt über die Kultur und die Lebensweise im Oman. Die Familie hat einen sehr hohen Stellenwert. Es wird viel Zeit gemeinsam verbracht und die Familienmitglieder besuchen sich regelmäßig gegenseitig. Da kommen schnell bei einem „normalen“ Treffen 25-30 Personen zusammen. Die vier Wochen vergingen schnell, und ich bin mir sicher, dass ich diese Zeit nie vergessen werde. Ich bin sehr dankbar, dass ich diese Erfahrung machen durfte. Mein Vater hat mich im Oman abgeholt und hat noch zwei Tage mit der Familie Al Omairi und mir verbracht. Ende Juli wird uns Jaiffer mit seinen Geschwistern und seinen Eltern hier in Bayern besuchen. Darauf freuen wir uns alle schon sehr.
Maximilian Holzinger, Maskat / München